DOI: 10.1344/AFLC2015.5.1 UNTERWEGS-SEIN IN EUROPA ZWISCHEN VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT. BENJAMINS UND BOBROWSKIS „WANDERER“
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https://doi.org/10.1344/%25xResum
Der jüdische Philosoph und Literat Walter Benjamin beschreibt in seinen Denkbildern Lebensszenen in europäischen Metropolen (Berlin, Paris) und gibt dadurch Einblicke in unterschiedliche, frei gewählte Lebensformen der bewegten Zwanziger Jahre, um Ausblicke auf eine Zukunft in Europa zu entwerfen. Benjamins letzter Weg über die Pyrenäen, um den spanischen Zufluchtsort Portbou zu erreichen, legt sich über die Lektüre und weist auf intensive Erfahrungen von persönlichen und politischen Krisen. Der Ost-Berliner Autor Johannes Bobrowski erfasst im Gedicht Der Wanderer das Unterwegs-Sein eines Menschen, der auf Gastfreundschaft angewiesen ist, weil er Fluchtbewegungen und/ oder Freizügigkeit für sein Leben braucht. Der klassische Heimatbegriff wird bei beiden Autoren durch den Prozess des Reisens abgelöst, eine Lebensform in Europa, der die Zukunft gehört. Dieser Blick nach vorn basiert auf Krisenerfahrungen der Verletzungen und Gefährdungen, die in apokalyptischen Bildern persönlicher und politischer Erfahrungen präsent bleiben, der literarischen Sprache als Bildkraft eingeschrieben sind. Wie Leben aus Ruinen entsteht im Bewusstsein, dass es wieder in Ruinen enden kann, verdeutlicht der Graphiker und Schriftsteller Christoph Meckel in seiner Gedicht-Graphik, die den lyrischen Vorgang in die Landschaft und Kultur europäischer Dorfgemeinschaften einbettet. Bobrowski schafft damit eine europäische Lebensform und benennt sie mit dem mythischen Namen „Sarmatien“, eine messianische Utopie, nicht nur Benjamins.
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